· 

Selbstbefriedigung neu gedacht

Selbstbefriedigung und Masturbation
Foto by Deon Black on Unsplash

Selbstbefriedigung hat immer noch einen schlechteren Ruf, als sie verdient. Der Beigeschmack von “Aushilfssex”, “Wenn man keinen “echten Sex” hat, dann macht man sich es halt selbst” oder gar, dass man nicht attraktiv genug ist, Sex mit jemanden anderen haben zu können, begleitet sie. 

 

Bei all diesen schalen Nebenbedeutungen, die Selbstbefriedigung hat, leuchtet es ein, wieso sie eine so wenig wertgeschätzte Rolle im Sexleben von Erwachsenen spielt.

 

Mit diesem Beitrag möchte ich eine Lanze für die Selbstbefriedigung brechen. Denn sie ist DIE Grundlage für eigene sexuelle Erfüllung.


Wie ist die flächendeckende Lage der Selbstbefriedigung nun?

Meistens findet Selbstbefriedigung schnell, manchmal sogar heimlich statt. Ziel ist es selten, sich, den eigenen Körper oder die eigene Lust zu genießen. Das meist erklärte Ziel ist der Orgasmus. Oft sitzt jeder Handgriff. Meist ist das eigene Tun mechanisch und zielfokussiert. Man könnte den Vorgang uninspiriert benennen. Die meisten nutzen Stimulanzien in Form von Pornos, Bilden, Fantasien und Hörspielen, die per se vollkommen okay sind, jedoch dazu führen, den eigenen Körper wenig zu spüren. Die Wahrnehmung ist oft maximal auf das Genital fokussiert (wenn überhaupt).

 

Gründe “es” zu tun, sind oft Stressabbau, sexuellen “Druck” abbauen, einen Orgasmus haben. Das sind alles vollkommen berechtigte Gründe. Und dennoch verstehe ich die vielen Menschen, die unter diesen Bedingungen, wenig Befriedigung durch Selbstbefriedigung erleben.

Welche Effekte kann bewusste Selbstbefriedigung haben?

  • Unabhängigkeit von Verfügbarkeit und Lust eines Partners
  • Entspannung, denn es ist okay, Sex mit dir zu haben
  • Freiheit: Du kannst ausprobieren und erkunden ohne in Rollenklischees zu fallen. Scham darf dabei wegfallen.
  • Glück: Selbstbefriedigung, die mehr als nur Abarbeiten ist, kann ein Zugang für dein Glücksgefühl werden.
  • Sättigung: Das leere Gefühl verschwindet und du fühlst dich sexuell satt, wenn du dich genussvoll befriedigst.

 

Hört sich sehr weit hergeholt an? Verstehe ich gut. Tatsächlich hat ergeben sich aus bewusster Selbstbefriedigung noch viel mehr gute Konsequenzen. Doch das darfst du gerne selbst herausfinden.

Wie erreichst du die stärkende Wirkung der Selbstbefriedigung?

Zunächst ist es hilfreich, den Gedanken auszusortieren, dass Selbstbefriedigung kein “echter” Sex ist. Solange du an diesem Gedanken festhältst, brauchst du nicht weiter lesen. Aus sexologischer Sicht unterscheiden sich Selbstbefriedigung und Paarsex im Übrigen lediglich in der Anzahl der Protagonisten.

 

Der zweite große Schritt ist, mehr Genuss in die eigene Selbstbefriedigung hineinzubringen. Wie bereitest du dich auf Sex mit einer anderen Person vor? Machst du Musik an? Gibt es Ambiente, das du sonst bei der Selbstbefriedigung nicht hast? Stell dir vor, du datest dich selbst.

 

Generell ist Genuss ein großer Faktor, der die Qualität der Selbstbefriedigung beeinflusst: ob es Genuss der eigenen Lust, des eigenen Körpers und der eigenen Erregung ist, mehr davon befriedigt dich besser.

 

Das bedeutet auch, dass man sich mehr Zeit als nur das 5-10 Minuten Schnellverfahren nehmen darf. Wenn du dir überlegst, dass du erstmal in Stimmung kommen darfst, deine Erregung langsam steigern möchtest (um das Gefühl der Erregung und der Lust richtig auskosten zu können) und dann damit spielen magst, dauert das einfach länger. Schließlich ist das unter anderem ein Effekt, wieso Sex sich so viel besser für viele anfühlt. 

 

Um überhaupt länger als 10 Minuten mit allem beschäftigt zu sein, ist es sinnvoll, Routinen zu durchbrechen. Du kennst deine Handgriffe, die du benötigst, um zum Orgasmus zu kommen? Fein! Dann kannst du ab und an doch etwas Neues probieren. Denn wenn es um den Orgasmus geht, weißt du ja, wie du ihn schnell bekommst.

Beginne also damit, deinen Körper neu zu entdecken. Streichle ich auf andere Weise. Probiere aus, welchen Effekt es auf dich hat, wenn du dich kräftiger oder sanfter berührst. 

Oder beginne einmal in einer anderen Position - statt liegen oder sitzen einfach mal stehen?

 

Der eigene Körper ist zentral, wenn du den Genuss vergrößern willst. Je mehr du deinen Körper mit einbeziehst, indem du dich anders an deinem Genital berührst, mehr als nur dein Genital streichelst, dein Becken mehr bewegst, tiefer atmest, verschiedene Toys verwendest und Positionen veränderst und was auch immer dir einfällt, desto intensiver ist das Erleben.

Das muss nicht alles auf einmal sein. Es sind kleine Veränderungen, die manchmal ein ganz anderes Erlebnis hervorbringen. 

Die eigene Lust und den eigenen Körper kennenlernen

Es gibt viele Methoden und Möglichkeiten, die eigene Lust zu erkunden. Dein Körper ist für deine Lust wie ein Instrument. Je besser du deinen Körper kennst und je mehr du mit ihm erkundest, wo sich Lust in ihm verbirgt, desto leichter fällt es dir, aus deiner Selbstbefriedigung wirklich schöne und beglückende Momente zu machen. 

 

Selbstbefriedigung kann zu einem Abtauchen und Versinken im eigenen Körper werden. Es öffnet sich darüber eine völlig andere Welt. Selbstbefriedigung wird dann zur Selbstliebe, weil du dir darüber nahe kommst. Wirklich nah. Du erlebst dich über deine Sinne und das macht eine bombastische Rückkopplung in deinem Gehirn und im Erleben von dir selbst. 

 

Die Ohnmacht, die viele verspüren, wenn sie “nur” sich als Sex-Partner haben, kann sich damit verringern oder gar ganz auflösen. Und sexuelle Begegnungen mit einer anderen Person können darüber freier werden. Genauso wie sich die Beziehung zu dir selbst und zu deinen Wünschen und Bedürfnissen vertieft.

 

Magst du deiner Selbstbefriedigung und dir nochmal eine Chance geben? ;-)