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Wie verändere ich meinen Partner?

Machtkampf
Bild von Hasib Imtiaz auf Pixabay

"Wenn meine Frau nur mehr Lust auf Sex hätte, dann wär ich zufrieden."

"Wenn mein Mann mich nur mehr in den Arm nehmen würde, hätte ich mehr Lust auf Sex."

"Wenn meine Frau nur mehr ausprobieren würde im Bett, wär der Sex spannender."

"Wenn mein Mann mehr Zeit hätte für mich, hätten wir mehr Gelegenheit für Sex."

 

Häufige Sätze, die im Rahmen von Gesprächen und Coachings in meiner Gegenwart fallen. Ganz oft mit dem Beisatz: “Ich glaube nicht, dass er/sie bereit ist, etwas zu ändern.”

Welches Gefühl kommt in dir auf, wenn du das liest?

Egal, welches Gefühl es nun ist, es ist wahr.


Wenn das Wörtchen "wenn" nicht wär...

Vielleicht kennst du das Sprichwort: Wenn das Wörtchen wenn nicht wär…

 

Als Kind bin ich bei diesem Satz immer fast ausgerastet. Denn es hat mich so unfassbar frustriert, dass andere nicht eingesehen haben, dass es doch so einfach wäre, die Situation so zu verändern, dass ICH zufrieden bin.

 

So ähnlich ist es oft, wenn mir Menschen ihre Wenn-Dann-Sätze vor die Füße legen. Aus ihrer Perspektive ist es ganz logisch, was sie fordern. Und in ihren Augen ist es auch sehr leicht, das umzusetzen. Denn es ist ja “nur” das eine oder das andere.

 

Auch aus meiner Perspektive war früher alles ganz klar gewesen. Die anderen hätten sich doch “nur” meiner Vorstellung von Welt ganz leicht anpassen können. Ich fand es völlig unfair und blöd, dass ich mich “immer” dem anpassen mussten, was die ANDEREN wollten.

Die eigenen Bedürfnisse

Wieso ich mich als Beispiel bringe? Diese Wenn-Dann-Forderungen haben wir alle. Sie kommen aus unserer Kindheit, als unsere Welt noch in leichte Erklärungsmuster passen musste und konnte. Die meisten von uns haben auch noch eine sehr klare Bedürfniswelt als Kinder. Die Bedürfniswelt der anderen müssen wir erst lernen. Das nennt sich Empathie

 

Kurz gesagt: Wenn es um die eigenen Bedürfnisse geht, sind die meisten Menschen sich selbst die nächsten. Das ist tatsächlich sinnvoll und gesund.

 

Für Beziehungen ist das nicht selten schwierig.

Bedürfnisse und Erwartungen

Die Schwierigkeit liegt nicht an der Beziehung per se. Vielmehr brauchen wir für ein konstruktives, nährendes Miteinander sehr gute soziale Fähigkeiten. Diese sollten sowohl auf die anderen, als auch auf uns selbst gerichtet sein. Denn wenn man sich selbst aus den Augen verliert, die eigenen Bedürfnisse nicht mit einbringt, dann wird es ebenso schräg wie wenn man nur die eigenen Bedürfnisse sieht. 

 

Was haben Bedürfnisse und Empathie mit der Wenn-Dann-Welt zu tun? 

 

Hinter jeder Wenn-Dann-Konstruktion, die klingt wie die Beispiele oben, teilen wir implizite Bedürfnisse mit. Hier ein paar Beispiele:

 

  • “Wenn der Pohlmann mich nur so leiden könnte wie dich, dann hätte ich auch eine Note besser gehabt.” - Bedürfnis: Ich möchte eine gute Note.
  • “Wenn ich mein Büro Richtung Garten hätte, könnte ich auch besser arbeiten.” - Bedürfnis: Ich möchte ein Büro mit Blick ins Schöne/ein ruhiges Büro
  • “Wenn du nur mehr Sex mit mir hättest, wäre ich besser drauf.” - Bedürfnis: Ich möchte mich dir nahe fühlen, um sicher zu sein, dass du mich liebst.

Die genannten Bedürfnisse sind auch nur Beispiele. Denn es gibt keinen “Geheimcode”, den man nur kennen muss, um die Konstruktionen zu übersetzen. Darin steckt schon einmal ein Problem: Wir kodieren viele unserer Bedürfnisse.

 

Das zweite Problem ist, dass wir implizit oder explizit erwarten (oder davon ausgehen), dass der/die Partner/in all diese Bedürfnisse erfüllt. Denn wozu ist man sonst in einer Beziehung? (Gute Frage, oder?)

 

Über die Zeit merken wir, dass der/die Partner/in eben doch nicht all unsere Bedürfnisse erfüllt und wir fangen an, das Gegenüber verändern zu wollen.

Du kannst deinen Partner nicht verändern, du kannst bei dir anfangen

Kennst du das bohrende Gefühl, wenn du merkst, dass dein/e Partner/in dich zu ihren/seinen Gunsten verändern will? Und kennst du deine Reaktion darauf?

 

Dann weißt du ungefähr, wie sinnvoll es ist, den Partner ändern zu wollen, um das eigene Bedürfnis zu befriedigen. 

 

Ja, ich weiß, der Titel des Beitrags verheißt Großes. Und zunächst möchte ich dich bitter enttäuschen: Du änderst deine/n Partner/in nicht.

 

Zumindest nicht, wenn du es mit Macht, Erpressung oder Manipulation versuchst (wobei, es gibt Paare, die das gegenseitig wunderbar und glücklich hinbekommen).

 

Der Schlüssel für konstruktive Veränderungen ist Empathie.

Empathie ist der Schlüssel

Dieser Schlüssel funktioniert nur, wenn wir ein ehrliches Interesse an einem Miteinander haben. Das heißt, dass wir daran interessiert sind, dass die Bedürfnisse beider bestmöglich erfüllt werden und wir für die unerfüllten Bedürfnisse einen Erfüllungsweg finden WOLLEN. Denn jedes Bedürfnis lässt sich erfüllen. Der Weg dahin und die Lösungssituation ist häufig völlig anders als ursprünglich gedacht.

 

Wie setzt du Empathie also ein?

 

Zunächst einmal ist es wichtig, empathisch sich selbst gegenüber zu sein. Sprich: Welches Bedürfnis steht hinter deiner Wenn-Dann-Forderung? Wie fühlst du dich, wenn der “Wenn”-Teil der Forderung erfüllt ist? Sicher? Geliebt? Gesehen? Gewertschätzt?

 

Wenn du dieses Bedürfnis erkennst, fällt es dir oft leichter, andere Formen der Bedürfniserfüllung zu erkennen, die bereits in deiner Beziehung vorhanden sind. Das macht dich offener für Alternativen und Gegenangebote.

 

Der zweite Teil ist, dass du die Empathie auf deine/n Partner/in anwendest. Denn nur, weil du etwas möchtest, heißt es noch lange nicht, dass der/die andere bereit ist, es zu geben oder es ebenfalls möchte. 

 

Wenn es früher bei uns zu Hause etwas zu essen gab, das ich nicht essen wollte, war es ganz klar, dass meine Mutter etwas anderes hätte kochen können. Als ich erkannt hatte, dass es wohl den anderen schmeckt, war es mir schleierhaft, wieso meine Mutter nicht wenigstens etwas anderes für mich gekocht hat. So eine Unverschämtheit. Hat sie mich denn nicht lieb? Auf die Idee zu kommen, dass sie gar keine Lust oder Zeit hatte, jeden zweiten Tag für die unterschiedlichen Geschmäcker zu kommen, war ein langer Weg. Heute kann ich sie sehr gut verstehen.

 

Es lohnt sich also, die Perspektive des anderen nachzuvollziehen, um herauszufinden, ob man sich irgendwie treffen kann. Und wenn nicht, ob es einen Weg gibt, sich anders zu einigen.

 

Das alles ist nicht immer so einfach, das weiß ich. Denn im eigenen Kopf herrscht schließlich die individuelle Logik! Das ist auch gut so!

 

Wenn du also aus der Wenn-Dann-Falle herauskommen magst, dann lerne dich und deine/n Partner/in noch besser kennen. 

Ich helfe dir dabei gerne dabei.