Wer es schon einmal erlebt hat, der weiß, wie es sich anfühlt, wenn der Kopf auf einmal ausgeschaltet ist und sich der Körper mit dem anderen wie von selbst rhythmisch bewegt. Auf einmal fühlt es sich an, als seien Raum und Zeit bedeutungslos. Berührungen sind intensiv, Küsse schmecken süßer, Empfindungen sind bedeutungsvoller und leidenschaftlicher.
In Hollywood scheint jeder Sex genauso zu sein wie beschrieben. Alles ist in high Glam, alles ist perfekt.
Und dann gibt es noch den Alltagssex. Der Sex, den die meisten Menschen im Schnitt haben. Und der hat wenig mit diesen großen Bildern zu tun.
Als Antwort auf die öde Schnödheit oder das etwas kantig-routinierte Gevögle scheint völlig klar: HINGABE!
In diesem Beitrag geht es um die Irrungen und Wirrungen der Hingabe, was sie ist und wie du sie üben kannst.
Der Zauber der Hingabe
Wenn mich E-Mails erreichen, in denen Frauen sich nichts weiter als Hingabe wünschen und ihr Problem damit beschreiben, dass wohl irgendetwas ihre Hingabe blockiert, dann frage ich mich meist, was sie wirklich erleben wollen.
Hingabe hört sich irgendwie romantisch an.
Sie verspricht Intensität.
Irgendwie umwebt diese Hingabe ein magischer Nebel, durch den nur diejenigen hindurchkommen, die das Zauberwort aussprechen können.
"Könnte ich mich nur hingeben, dann..."
Ja, was dann?
... hätte ich mehr Spaß beim Sex.
... würde ich endlich zum Orgasmus kommen.
... wäre Sex nicht mehr so langweilig.
... hätte ich keine Schmerzen.
... wäre mir Sex nicht so lästig.
Ergänze selbst, solltest du deine sexuellen Wünsche auf Hingabe reduzieren. Das kann dir den Weg zur erfüllten Sexualität nämlich deutlicher weisen als nur der diffusen Wunsch, sich hingeben zu können.
Die blockierte Hingabe
Eine ebenso häufige Formulierung in den E-Mails und Erstgesprächen für das Coaching ist, dass vor allem Frauen glauben, dass irgendeine Blockade vorhanden ist, die sie von ihrer Hingabe fernhält.
Tatsächlich gibt es die unterschiedlichsten Ursachen, die dazu führen, dass Sex nicht so lustvoll und leicht ist, wie er ohne diese sein könnte:
- Mangel an körperlicher sexueller Schulung
- Scham
- Ängste (vor Orgasmen, Kontrollverlust, Schwangerschaft, andere negative Folgen)
- Zeitdruck
- Leistungsdruck
- sich beobachtet fühlen
- schlechte Gerüche
- ungünstige räumliche Bedingungen (zu kalt, zu rau, zu laut, zu leise...)
- sexuelle Verletzungen in der Vergangenheit
- religiöse Verbote
- gesellschaftliche Verbote
- Frauen-/Männer-Rollenbilder
- uvm.
Handlungstipp für dich: Solltest du auch denken, dass da etwas zwischen dir und deiner lustvollen Sexualität steht, nimm dir ein Blatt Papier zur Hand und schreib doch mal auf, was dich alles beim Sex stresst.
Blockade oder Mangel an Fokus?
Meistens stellt es sich jedoch heraus, dass es keine tiefsitzenden Probleme sind, die Hingabe verwehren, sondern etwas, das in unserer Gesellschaft immer mehr zunimmt:
Ein Mangel an Fokus und Präsenz im Hier und Jetzt.
Das heißt, Hingabe ist unterm Strich eine Fähigkeit, sich auf etwas zu konzentrieren und andere, im Augenblick unwichtige, Dinge auszublenden.
Gepaart mit Priorisierung wird diese Fähigkeit der Schlüssel zur Hingabe.
Was kannst du also tun, um deine Hingabefähigkeit zu fördern?
- Trainiere dich darin, dich beim Sex auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren. Das schaffst du leichter, indem du dich auf deinen Körper konzentrierst: Was fühlst du? Was spürst du? Was genießt du gerade?
- Und du kannst noch neugieriger auf deinen Partner sein: Wie fühlt sich die Haut unter deiner Hand an? Ist sie warm, kalt, geschmeidig, rau? Welche Stellen schmeicheln deiner Hand? Wie riecht dein Partner? Wie schmeckt er oder sie?
- Frage dich selbst, worauf du jetzt Lust hast? Was würdest du jetzt am liebsten mit deinem Gegenüber tun?
Was hilft noch, sich mehr auf das Jetzt zu konzentrieren?
Vielleicht fragst du dich jetzt, was du gegen die 2-do-Liste in deinem Kopf tun kannst, die immer dann beginnt zu rattern, wenn Sex im Anmarsch ist oder wenn Sex "zu lange" dauert (kleiner Tipp: Das gibt es nicht).
Das ist eine Frage der Priorisierung.
Dabei lohnt sich auch die Meta-Sicht auf die Dinge. Sex kann zwar "nur" Sex sein, bei dem man sich abreagiert und den Orgasmen frönt. Überlege dir zum Beispiel, wie wichtig Sex für deine Beziehung ist. Und wie wichtig ist dir deine Beziehung? Welchen Stellenwert hat Sex, Beziehung, Arbeit, Gesundheit, Freunde, Pläne abarbeiten, Pünktlichkeit, anderes in deinem Leben? Mach dir deine Prioritäten im Leben klar.
Vielleicht klingt das ein wenig absurd. Doch über die Jahre erlebe ich immer wieder, dass diese übergeordnete Prioritätenfolge im Leben mehr Einfluss auf unser Sexleben haben kann. Vor allem, wenn sie klar vor Augen ist. Das kann zum Beispiel dazu führen, dass du dir doch mehr Zeit für Sex nimmst, weil dir deine Beziehung eigentlich wichtiger ist, als das strikte Abarbeiten von zeitlichen Plänen.
Wenn du die Prioritäten klar hast und deinen Fokus übst, dann bekommst du das mit der Hingabe schon deutlich besser hin.
Sollte das nicht helfen, dann lohnt sich der Blick auf die Blockaden doch noch einmal. Dabei helfe ich dir dann gerne! Eine Mail genügt.