Lustfaktor Macht und Ohnmacht

Macht als Lustfaktor
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Sex und Macht haben eine kunstvoll verstrickte Beziehung. Und das nicht nur in den Fällen, in denen Macht/Ohnmacht oder Unterwerfung zum erklärten Liebesspiel gehören. Sexuelle Macht zu erlangen, auszuspielen oder zu zeigen, ist ein essenzieller Bestandteil in der Dynamik der erotischen Sexualität.

 

Das ist nicht nur eine These, sie wird auch durch Jack Morin im Buch "Erotische Intelligenz" begründet.

Suche nach Macht

Ich habe bereits darüber geschrieben, dass Jack Morin das Modell der erotischen Intelligenz veröffentlicht hat. Ein Eckstein für erotische Sexualität ist die Suche nach Macht.

 

Für manche Menschen mag das befremdlich wirken, denn in der Welt von Romantik und Liebe, scheint Macht keinen Platz zu haben.

 

Das kann ich gut nachvollziehen, denn wenn wir uns anschauen, was Machtkämpfe in einer Beziehung anrichten können, kann es da zu Spannungen kommen, die über die erotische Komponente hinweg, sehr zerstörerisch wirken können. 

Magie der Macht

Dennoch hat die Suche der Macht ihre eigene Magie in der Erotik. Nach Morin entsteht diese Spannung daraus, dass der Willen zweier Personen aufeinander trifft. Da der Willen meist unterschiedlich ist, wird daraus ein mentales (oder durchaus handfestes) Hindernis konstruiert. Das ist seinerseits dafür zuständig, dass Erregung im erotischen Sinne überhaupt stattfinden kann. Denn die Grundgleichung für erotische Erregung lautet:

 

Anziehung + Hindernis = Erregung

Die Macht der Ohnmacht

In den alltäglichen sexuellen Handlungen mag uns das Macht-Thema nicht immer gleich direkt ins Gesicht springen. Doch wenn wir in die Fantasien der Menschen blicken, ist Macht ganz häufig eine direkte oder indirekte Komponente, die die spezielle Würze dieser erotischen Fantasie ausmacht.

 

Manchmal kommt sie auch getarnt daher: Im Deckmäntelchen der Hingabe oder des "Opfers". Ganz häufig sind bei erotischen Fantasien, die sich mit absoluter Hingabe beschäftigen, mit dem Genommen werden oder ähnlichen Szenarien, in denen man selbst als Hauptprotagonist in der scheinbar ohnmächtigen Position verharrt, die Machtmotive stark ausgeprägt.

 

Denn es geht dabei selten darum, echte Ohnmacht zu erleben, sondern um die Motive, wieso diese Rolle uns so beflügelt. Es ist eine subtile Form der Macht, die in der Ohnmacht steckt. Als unwiderstehliche Frau, die den Mann in Wallung bringt, sodass er sich nicht zügeln kann, als Person, die die Verantwortung für die eigene Lust an die andere Person abgeben kann.

Fantasie vs. Realität

Die Frage stellt sich, wieso man die Fantasien nicht viel häufiger auslebt? Geht man dann wieder an den Ursprung des erotischen Reizes, geht es ja darum, dass es den meisten Menschen darum geht, eine schön gestaltete sexuelle Erfahrung zu machen und dass viele Menschen Angst davor haben, dass ein sexuelles Erleben mal in die Hose geht. Das ist ein extra Thema, das mit sexueller Erweiterung zu tun hat.

 

Es hängt jedoch auch damit zusammen, dass wir viele Fantasien nicht wirklich abbilden können. Denn um die emotionale Atmosphäre der Fantasie aufzubauen,

  • braucht es Bewusstheit über die Faktoren.
  • muss man die gegenseitigen Interessen verhandeln (und davor scheuen sich viele).
  • müssen beide Bedürfnisseiten respektiert und ernst genommen werden.
  • klappt es nicht immer gleich so, wie man sich das vorstellt.
  • ist es manchmal schwierig, diese mit dem Partner herzustellen.

Was also tun?

Wenn man selbst in den eigenen erotischen Fantasien Machtkomponenten entdeckt, lohnt es sich zu erforschen, wie diese befriedigt werden können. Das kann schon manchmal dann gegeben sein, wenn man den Partner spontan sexuell mit etwas "überfällt", das ihm gefällt (und er sich deshalb revangiert). Oder indem man klare Ansagen dazu macht, was man jetzt genau braucht, um noch mehr Lust zu erleben.

 

Auf jeden Fall lohnt es sich, das Thema anzusprechen, um sich zu erweitern. Auch wenn man manchmal Bauchlandungen damit macht. Nur so kann man sein Sexleben lebendig halten. Was passiert denn Schlimmstenfalls? Genau: Es war halt nicht so gut. Dann probiert man es das nächste Mal eben anders.

 

In diesem Sinne viel Freude mit der eigenen Macht!
Claudia

 

 

Du möchtest mehr über deine erotischen Fantasien erfahren? Schau dir den Workshop "Erotische Intelligenz" an.