Der Schlüssel zur Erregung - die erotische Gleichung

Erotische Gleichung
Bild: www.pixabay.com, by Pixaline

Es gibt viele Theorien darüber wie Erregung zu Stande kommt. Dabei wird häufig nicht genau definiert, worüber wir sprechen. Denn im großen Feld der Sexualität herrschen definitorische Lücken. Das macht nichts, wenn wir uns gegenseitig verstehen. Ein Versuch der Unterteilung des sexuellen Erlebens habe ich in einem anderen Artikel unternommen. 

 

In diesem Beitrag soll es darum gehen, wie sexuelle Erregung oft zustande kommt.

Die erotische Gleichung

Die Theorie, die ich hier versuche zu erklären, stammt von Jack Morin, einem psychoanalytischen Psychotherapeuten aus der USA, der leider nicht mehr lebt. In seinem Buch "Erotische Intelligenz" beschreibt er, wie erotische Sexualität zustande kommt.

 

Dabei entdeckte er eine einfache Formel, die er erotische Gleichung nannte, um zu erklären, wie es zu Erregung kommt. Diese Gleichung lautete:

 

"Anziehung + Hindernisse = Erregung"

Die erotische Gleichung als Grundlage

In meinen Augen ist die erotische Gleichung die Grundlage, um einen breiten Bereich der menschlichen Sexualität anzuschauen und zu verstehen, nämlich den Bereich der erotischen Sexualität.

 

In der Gleichung existieren zwei Komponenten, die vorhanden sein müssen, damit es zu einer spürbaren Erregung kommt: 

 

  1. Die Anziehung
  2. Das Hindernis

 

Doch was ist damit gemeint?

Die Komponenten der erotischen Gleichung

Wenden wir uns also den Komponenten einzeln zu.

 

Wenn wir über Anziehung sprechen, definiert das Morin in seinem Buch nicht. Anziehung verstehe ich in diesem Kontext als eine Grundvoraussetzung, die auf der Grundlage von Attraktionscodes geschieht. Attraktionscodes können optische Eigenschaften sein, wie zum Beispiel Haarfarbe, Figur oder Kombinationen aus diesen Eigenschaften. Und es können charakterliche Eigenschaften sein, wie zum Beispiel Freundlichkeit, Unabhängigkeit und viele andere Eigenschaften.

 

Jeder Mensch hat aufgrund seiner Geschichte Eigenschaftsmuster verinnerlicht, die für sie interessant und anziehend wirken.

 

Die zweite Komponente in der erotischen Gleichung, die Hindernisse, werden von Morin in seinem Buch intensiv beleuchtet. Diese Hindernisse müssen in gewisser Ausprägung vorhanden sein, sonst entsteht nicht das Empfinden von Erregung. 

Die Art der Hindernisse

In seiner Arbeit stellte Morin fest, dass er die Art der Hindernisse clustern kann. Das bedeutet, dass er Hinderniskategorien gefunden hat, die die Art der Hindernisse beschreiben:

 

  1. Sehnsucht und Erwartung
  2. Suche nach Macht
  3. Verbote verletzen
  4. Ambivalenz überwinden

 

Bei der Sehnsucht ist das Hindernis, dass der begehrte Partner nicht oder nicht auf diese Weise da ist, wie wir es uns wünschen.

Wenn es um die Suche nach Macht geht, besteht das Hindernis darin, dass zwei unterschiedliche Willen aufeinander treffen, die zu einer Einigung finden müssen.

Beim Verbote verletzen besteht das Hindernis daraus, dass wir das Verbot erst einmal überkommen müssen.

Und im Falle der Ambivalenz ist das Hindernis in einem selbst, denn wir streiten uns innerlich, ob wir die widerstreitenden Gefühle in Einklang bringen können oder nicht.

Je größer die Anziehung und das Hindernis, desto explosionsartiger die leidenschaftliche Erregung

Die beiden Komponenten beeinflussen sich auch gegenseitig. Je höher die Anziehung und je höher das zu überkommende Hindernis ist, desto höher ist die Erregung.

 

Die erotische Gleichung lässt sich in vielen Filmen, Liedern und Geschichten wiederfinden, wenn diese Liebe und Leidenschaft zum Gegenstand haben. Ganz häufig wird die Sehnsucht nach einem nahezu unerreichbaren, jedoch sehr attraktiven Partner als Mittel der leidenschaftlichen Dramatik angewandt. Ein Beispiel dafür ist Romeo und Julia. Wobei bei diesen beiden tragischen Figuren auch das Thema Verbote verletzen ein wichtiger Leidenschaftsfaktor darstellt. Denn wäre es nur halb so tragisch, wenn sich die beiden einfach hätten heiraten dürfen? Ich glaube nicht ;-)

Wiederkehrende Muster

Allein zu verstehen, wie erotische Erregung zustande kommt, könnte schon Grund genug sein, sich mit diesem Modell von Jack Morin vertieft zu beschäftigen. Doch Morin geht noch ein Stück weiter und beschreibt in seinem Buch, dass er in seinen Therapien immer wiederkehrende Muster bei seinen Patienten entdeckte.

 

Diese wiederkehrenden Muster helfen uns, die Erotik in unserem Sexleben aufrecht zu erhalten. Und besser noch, diese Muster sind so tief in uns verwurzelt, dass sie nahezu automatisch nach Erfüllung suchen.

ACHTUNG: Wiederholungsgefahr!

Vielleicht fällt dir in deinem Dating-Verhalten oder in deinem Beziehungsverhalten immer wieder das gleiche Muster auf und du denkst dir: 

 

  • "Wieso renne ich immer wieder an die gleichen Männer/Frauen?"
  • "Wieso verliebe ich mich nach einem Jahr Beziehung wieder in eine andere Person?"
  • "Wieso gehe ich immer wieder fremd?"
  • "Wieso sind meine Fantasien so viel spannender als mein Sexleben?"

 

Die Liste der Fragen könnte ich noch Seiten weiterführen, denn die Dynamiken, die aus dieser erotischen Gleichung heraus entstehen, sind so vielfältig wie es Menschen gibt. 

 

Jeder von uns hat jedoch seine ganz eigene Gleichung, die für ihn immer und immer wieder auf hoch zuverlässige Weise funktioniert. 

Bewusstheit schafft Gestaltungsmöglichkeiten

Nun muss nicht jeder wissen, wie die individuelle Gleichung aussieht, damit die eigene Sexualität funktioniert. Doch über die letzten Jahre habe ich festgestellt, dass es hilft, die Gleichung bewusst zu machen, um das eigene Prinzip der erotischen Erregung zu verstehen. Denn darüber entsteht Gestaltungsfreiheit in der eigenen Sexualität. Das bedeutet auch, dass die eigene Sexualität kreativer werden kann und Muster, die immer wieder zu Schwierigkeiten in der Beziehung oder im Sexleben führen, können entdeckt werden und dadurch verändert oder unterbrochen werden.

 

Das schönste ist, dass man über diese Gleichung in die Tiefe der eigenen erotischen Dynamik hinabsteigen kann und manchmal dem einen oder anderen Schatten begegnet, der darüber befriedet und umarmt wird.

 

Es lohnt sich also, mehr über die eigene erotische Gleichung zu erfahren.

 

In diesem Sinne viel Spaß im eigenen Wunderland!

 

Claudia

 

Literaturhinweis: Erotische Intelligenz - Jack Morin

 

Du möchtest mehr über deine erotische Gleichung wissen? Kein Problem. Während des Workshops "Erotische Intelligenz" begleite ich dich dabei, deine eigene Gleichung zu entdecken.