Selbstliebe und Masturbation - Der Schlüssel zum Sexglück

Selbstliebe Selbstbefriedigung
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Es gibt viele Sprüche, die uns weis machen wollen, dass Masturbation "nur" Behelfssex sei. Dementsprechend unwohl fühlen sich viele Menschen, die im Moment ausschließlich sich selbst für den regelmäßigen Sex haben.

 

Auf der anderen Seite gibt es immer noch viele Menschen, denen es sehr peinlich ist, dass sie überhaupt masturbieren oder das Bedürfnis danach haben. 

 

Vielleicht gehörst Du zur ersten oder zweiten Gruppe. Wenn Du zu keiner gehörst, dann wunderbar. Dann hast Du möglicherweise den Schatz der Selbstliebe schon entdeckt. Falls Du Dir nicht sicher bist, dann lies weiter.

 

Wenn Du zur Gruppe 1 oder 2 gehörst, lohnt es sich auf jeden Fall, den Artikel bis zu Ende zu lesen.

 

 

Masturbation - die Entstehung

Viele Menschen berühren sich automatisiert und routiniert, wenn sie sich selbst befriedigen. Das rührt daher, dass wir meist in den ersten 15 Lebensjahren entdecken, wie unser Körper zum Orgasmus kommen kann. Einige von uns entdeckten den Körper eher heimlich und immer auf der Hut vor möglichen Störungen. Doch egal, wie wir lernen uns zum Orgasmus zu bringen, entwickeln die meisten von uns eine Art "best practice" - einen best- (oder schnellst-)möglichen Weg zum Höhepunkt. 


Und weil wir es gelernt haben, auf diese eine Art und Weise so wunderbar schnell zum Höhepunkt zu kommen, probieren wir im Laufe der Zeit in der Selbstliebe selten etwas anderes aus. Vielleicht kennst Du das ja auch von Dir?

 

Häufig wird Masturbation als Stressventil oder Frustventil verwendet, denn durch den körperlichen Höhepunkt, bauen wir Stresshormone ab. Dafür spricht also einiges. 

 

Doch in vielen Gesprächen höre ich, dass bei der automatisierten Masturbationspraxis die genussvolle Seite der Selbstliebe oft auf der Strecke bleibt.

 


Die zwei Seiten des Orgasmus

Erstmal eine Frage an Dich:

 

Genießt Du es, wenn Du Dich selbst befriedigst?

 

Wenn ja, dann herzlichen Glückwunsch und weiter so :-)

 

Wenn nein, lies auf jeden Fall weiter!

 

Es gibt theoretische Modelle, die beschreiben, dass es zwei Komponenten des Orgasmus gibt: 

 

1. die körperliche Komponente

2. die wahrgenommene Komponente

 

Die körperliche Komponente zeigt sich in der körperlichen/genitalen Erregung, die meist mit der körperlichen Entladung endet. Bei Männern ist das meist der Samenerguss, bei Frauen sind es meist Kontraktionen der vaginalen Muskulatur.

Das ist die Komponente, an denen die meisten von uns einen Orgasmus festmachen. Das Spannende ist, dass wir körperliche Orgasmen bekommen können, ohne es wirklich zu genießen. Der Körper entlädt sich, ohne dass es uns zufrieden macht. Das passiert meist, wenn wir Masturbation oder Sex als Druckventil verwenden und uns hauptsächlich genital und mit der "best practice" zum Höhepunkt führen.

 

Die wahrgenommene Komponente könnte man auch die "Genusskomponente" oder die emotionale Komponente nennen. Wie ich schon erwähnt habe, weiß ich aus Gesprächen, dass es ziemlich viele Menschen gibt, die ihre Orgasmen gar nicht wirklich genießen. Sie beschreiben sie als pure Entladung und sind danach einfach nur müde und erleichtert, dass sie "es" geschafft haben. In den meisten Fällen ist die Genusskomponente bei ihnen wenig angesprochen worden.

Häufig werden dabei emotionale und erotische Facetten der Selbstliebe gar nicht beachtet. 



Wie Du von der Masturbation zur Selbstliebe kommst

Wenn Du Dich im vorigen Abschnitt wieder erkennst, dann lohnt es sich weiter zu lesen. Denn höchst wahrscheinlich sprichst Du mit Deiner Masturbationstechnik hauptsächlich die körperliche Komponente an. Nur um es klar zu machen: Das ist völlig okay, ich möchte Dir nur beschreiben, dass noch mehr Genuss auf Dich wartet, wenn Du möchtest :-)

 

Um vom reinen Wichsen/Rubbeln zur Selbstliebe zu kommen, hilft es, wenn Du Dir Zeit für Dich nimmst. Denn Zeit bedeutet, dass Du viel mehr die Möglichkeit hast, Dich mit Dir und Deinen Wünschen auseinander zu setzen und sie tatsächlich auch zu spüren. Wenn Du nur 5 Minuten für Deine Selbstliebe hast, dann steuerst Du automatisch den Orgasmus an und der Raum für alles andere ist sehr begrenzt.

 

Dann lohnt es sich, wenn Du Deine Standardmethode erweiterst. Zum Beispiel könntest Du Dich mit Streicheleinheiten am ganzen Körper verwöhnen oder Du könntest Dich massieren. Du könntest alles, was Du sonst auch tust, in Zeitlupe tun, um ganz genau zu spüren, was Du machst. 


Vielleicht möchtest Du Dir den Raum ganz speziell herrichten, um in Stimmung zu kommen. Oder Du veränderst den Blickwinkel, indem Du Dich vor einen Spiegel setzt bei der Selbstliebe. 

Vielleicht möchtest Du auch einmal Massageöl verwenden, um ein neues sensorisches Erlebnis zu haben.

 

Wenn Du Deine Vulva normalerweise nicht beachtest, sondern hauptsächlich Deine Klitoris stimulierst, dann massiere doch immer wieder Deine äußeren Labien (die "großen Schamlippen"), wenn Du Dir eine Pause gönnst an der Klit.

 

Nimm Dir also Zeit und erkunde die Möglichkeiten der Selbstliebe. Langsamer werden, mehr körperliche Anreize schaffen. Immer mal wieder von der gewohnten Praxis abweichen und dann gerne wieder zu ihr zurückkehren. Manchmal reicht es auch schon, etwas mit der anderen Hand zu machen oder nur einen halben Zentimeter neben der gewohnten Stelle zu massieren oder reiben. Das bringt neue Anreize.

 

Nutze Fantasien und beobachte, wie sich Deine Fantasien verändern, wenn Du Deine Selbstliebe veränderst. 

 

Versuche, wenn Du magst, die erotische Spannung, die Du aufbaust, 5 Minuten länger zu halten als sonst. Vielleicht auch mal 10 Minuten. Du wirst sehen, es wird sich auf den Genuss auswirken.

 

Und ja, ganz wichtig: Genieße, was Du tust. Spüre, was sich gut anfühlt und tue davon mehr.

 

 

Was bringt mir die Selbstliebe?

Du wirst sicher Gründe haben, weshalb Du masturbierst. Und die sollten alleine schon Grund genug sein, es weiterhin zu tun. Doch es gibt durchaus möglicherweise andere Gründe, wieso es sich lohnt, Solo-Sex zu zelebrieren.

 

Allgemein:

Solo-Sex befreit vom Druck, auf einen anderen eingehen zu müssen (oder wollen). Denn Masturbation wird nicht umsonst Selbst-Liebe genannt. Du kannst Dich in der Selbstliebe ganz Dir und Deinen Körper widmen, um Dich mit Orgasmen und Berührungen zu sättigen. Nutze diese Zeit für Dich, für Deine Fantasien, für Deinen Körper und Deine persönlichen Glücksmomente. Tue alles, worauf Du Lust hast und probiere alles aus, was Dich schon immer interessiert hat. Das, was Du in der Selbstliebe lernst, kannst Du nämlich einwandfrei in Dein Sexleben mit einer anderen Person intergieren.

 

Selbstliebe ist ein tolles Experimentierfeld ohne sich vor anderen "outen" zu müssen. Du bist für Dich und kannst alles urteilsfrei austesten. Du kannst Neues ausprobieren, ohne den Druck zu erleben, dass es unbedingt klappen "muss".

 

Frauen:

Um es ganz deutlich zu sagen: Masturbation ist für Frauen das beste Orgasmustraining, das es gibt. Frauen können sich in der Selbstliebe auf unterschiedliche Weise tiefer kennen lernen. Sie können experimentieren und üben, auf unterschiedliche Arten und Weisen zum Höhepunkt zu kommen. Ganz mit sich alleine fällt es ihnen auch leichter, etwas auszuprobieren und für sich zu fühlen, was sie brauchen, um richtig gut in Fahrt zu kommen. Sie können ihre persönlichen Grenzen besser ausloten, ohne sich potenziell unsicher zu fühlen. Sie können sich ganz auf sich konzentrieren und nehmen ihre Bedürfnisse deutlicher wahr. Wenn eine weitere Person dabei ist, schauen die meisten Frauen doch eher auf die Bedürfnisse des anderen (was jetzt nicht unser Thema ist). Deshalb ist der Solo-Sex vor allem gut, sich selbst zu genießen und sich zu erkunden.

 

Männer:

Selbstliebe hilft auch Männern dabei, sich selbst besser wahrzunehmen. Dadurch kann Mann sich besser spüren und die "Gefahr" eines frühzeitigen Samenergusses reduziert sich. Denn wenn der Mann seinen Körper besser spürt, lernt er, wie er sexuelle und erotische Stimulierung noch besser für sich nutzen kann und länger genießen kann, ohne dass er sofort zum Höhepunkt kommen muss. Dadurch werden auch multiple Orgasmen für Männer möglich. Um sich zu erweitern lohnt es sich auch für Männer, immer mal wieder Variationen ins eigene Liebesspiel einzubauen. Vor allem nicht alltägliche Berührungen helfen dabei sehr, sich körperlich weiter zu entwickeln.

 

Paare:

Partner, die sich dafür entschieden haben, eine monogame Beziehung zu führen, stehen manchmal vor der Frage, wie die zum Teil unterschiedlichen sexuellen Bedürfnisse beider Partner gut befriedigt werden können. Egal, ob es sich um unterschiedliche Präferenzen der Spielart dreht oder ob es um unterschiedlich häufige Lust auf Sex geht, ist die Selbstliebe eine gute Möglichkeit, beiden Partnern die Freiheit zu geben, diesen Bedürfnissen gerecht zu werden.

 

In diesem Sinne wünsche ich dir viel Freude und Spannung beim Experimentieren und Genießen deines eigenen Körpers!

 

Claudia