Über Gefühle und Sex


Gefühle und Sex
Bild: by Mark Mook Fotografie, www.pixabay.com

"Wie komm ich zum Höhepunkt?"

"Wie bringe ich meine/n Partner/in zur höchsten Ekstase?"

"Wie werde ich der/die beste Liebhaber/in?"

 

Das sind Fragen, über die ich immer wieder stolpere, wenn ich Foren und Blogs durchstöbere.

 

Dabei lese ich viele gute und nicht so gelungene Texte und Antworten auf diese Fragen. Ich würde dir jetzt liebend gerne einen Text präsentieren, in welchem ich dir die 5 besten Stellungen oder die 10 Schritte zur Ekstase aufzähle und erkläre. Doch das haben andere schon gut erledigt und die Antworten scheinen nie ausführlich genug zu sein.

 

In diesem Artikel möchte ich dir etwas über das erzählen, was tiefer geht als diese wunderbaren Anleitungen. Es geht um das Gefühl, das du in dir trägst und wie dieses Gefühl sich auf dein Sexleben auswirkt.

 

Weiterlesen also für den nächsten Schritt!

 

In den letzten 10 Jahren habe ich mich viel mit dem Erlernen von sexuellen Techniken beschäftigt. Das ist auch wichtig. Denn ohne Werkzeug, keine Möglichkeit etwas zu bearbeiten.

 

Anfangs war es echt toll, diese Dinge auszuprobieren. Eine neue Technik beim Blasen/Lecken, eine neue Stellung, ein neues Kostüm fürs Rollenspiel... Das erzeugt wieder Spannung, das bringt alles wieder in Schwung.

 

Doch irgendwann hatte sich bei mir eine Art "Sammlerleidenschaft" herausgestellt. Ich hab eine Technik nach der anderen gesammelt und es war toll - Keine Frage. Doch in mir drin fehlte etwas.

 

Genau so geht es vielen meiner Kunden!

 

MIR FEHLTE DAS GEFÜHL!

 

Du fragst dich jetzt vielleicht, was das soll? Und ich erkläre es dir sofort.

 

Deine Sexualität ist der Spiegel deiner Einstellungen, Gedanken und Gefühle in Bezug auf Sex, auf deinen Partner, auf die Situation, auf dein aktuelles Leben.

 

Wie gesagt, es geht in die Tiefe!

 

Das bedeutet, dass das, was du als deine sexuelle Realität erfährst, ein Feedback deiner inneren Welt ist.

 

Ein Beispiel

Viele Frauen beklagen den Sachverhalt, dass sie sich nicht fallen lassen können. Nehmen wir jetzt eine dieser Frauen beispielhaft heraus. Nennen wir sie Lotte Müller.

 

Lotte hatte in ihrer Kindheit und Jugend Eltern, die sie zwar aufgeklärt haben, doch mehr als "Lass dich nicht vom falschen Mann schwängern" und "da muss man halt durch" hörte sie zum Thema Sexualität nicht.

Durch Girly-Zeitschriften bekam sie das Bild vermittelt, dass sie beim Sex viel falsch machen kann, weil es "5 Facts, die Boys glücklich machen", gibt. An jedem Kiosk prangen die verheißungsvollen Überschriften.

An jeder Litfasssäule präsentiert sich ein Supermodell mit toller Figur in Unterwäsche und in lasziver Pose.

Seit einem einschlägigen Roman ist SM in aller Munde.

Und dann ist noch das Ding mit dem Orgasmus und dem wild sein und scharf machen und sich fallen lassen.

 

Ziemlich viel Stoff für die durchschnittlichen 17,6 Minuten (laut Statistik auf statista.com), die der Deutsche Liebesakt andauert.

 

Die Realität der anderen

Was in diesen Zeitschriften und gutgemeinten Ratschlägen anderer jedoch nie inbegriffen ist, ist die Aufforderung, sich ehrlich und offen mit den eigenen Bedürfnissen auseinander zu setzen. Und zwar ganz ohne Märchenbuch der 10000 Sexgeheimnisse.

 

Wenige Artikel erwähnen, dass Sexualität immer ein geben und nehmen ist. Es verrät keine Fernsehsendung, dass DEINE Sexualität nur so frei, ekstatisch und erfüllend ist, wie du es dir erlauben kannst, wie du es zulassen kannst.

 

Es sagt dir kein bisher erschienener Artikel, dass diese Anleitungen gute Hilfestellungen und Techniken sind, die du mit Leben füllen musst. Denn die häufig erfahrene Leere, die Unzufriedenheit, das leise Verlangen und die tiefe ungestillte Sehnsucht, die doch zu häufig bleiben, befriedigen diese Techniken nicht.

 

Wieso?

Weil diese Techniken das Tun sind. Sex ist jedoch viel mehr als das Abspulen von Techniken oder vorführen irgendwelcher vermeintlich gewollten Choreographien.  Wirklich erfüllende Sexualität wird genährt durch dein Jetzt, durch dein Herz, durch deine Gefühle und durch dein Bedürfnis.

 

Das bedeutet, dass du nicht immer die wilde Amazone bist, die tönend und stöhnend auf ihrem Partner sitzt, sondern auch mal die verletzliche Frau, die sich Nähe wünscht und deshalb die Missionarstellung genießt und dabei anfängt zu weinen, weil es so schön ist und weil der Schmerz der Einsamkeit im Alltag gehen darf.

 

Das bedeutet auch, dass du nicht immer angenehm-zivilisiert in Zimmerlautstärke vor dich hin stöhnst, sondern heftig mit voller Stimme brüllst, weil sich das Gefühl so anbahnt.

 

Doch das alles sagt dir keine Zeitschrift, denn es gibt eine öffentliche Vorstellungen davon, wie Sex sein darf und wie nicht. Diese Vorstellungen lassen sich in Artikeln verpacken, die beschreiben, was Männer und was Frauen toll finden. Und viele Menschen passen sich in diesen Rahmen ein, ohne ihr eigenes Inneres dazu zu befragen.

 

Wir stempeln unsere Bedürfnisse und Fantasien ab. Stecken sie in eine Schublade, weil wir uns schämen. Rechtfertigen uns für unsere "Abartigkeit". Fragen uns, was mit uns falsch ist, weil wir Sex zwar toll finden, aber die Ekstase ausbleibt.

 

Doch das alles ist gar nicht nötig. 

 

Keine Antworten, dafür eine handvoll Fragen, die dich deiner Sexualität näher bringen

Nun, lassen wir mal diese Tipps und Tricks, Anheizer und Sexgurus, Bestseller und das Sexleben deiner Freunde beiseite. Wie gesagt, diese Quellen sind gut, um sich Anregungen zu holen oder Feedback und Austausch. Doch es geht um DEINE Sexualität, um DEINE Lust und um DEINEN Orgasmus! Nur DU kannst dir eine Anleitung für DEINE Sexualität geben.

 

Deswegen gebe ich dir nun keine Antworten, sondern stelle dir Fragen. Versuche sie so ehrlich wir möglich zu beantworten. Damit kommst du DEINER Sexualität näher:

 

  1. Für wen habe ich Sex?
  2. Weshalb habe ich Sex? (Was ist deine Motivation)
  3. Wie erlebe ich meine Sexualität (welche Gefühle kommen dabei hoch?)
  4. Wie möchte ich Sexualität erleben?
  5. Was/wer hindert mich daran?
  6. Was ist schon so, wie ich meine Sexualität erleben möchte?

 

Zugegeben, die Fragen sind nicht die einfachsten. Doch sie helfen dir, dich ganz bewusst mit deiner Sexualität zu beschäftigen. Du entdeckst dadurch, was du dir wünschst und kannst demnach dein Verhalten anpassen. Wenn du weißt, was du dir wünschst und was du brauchst, hast du die Möglichkeit, das auch deinem Partner zu sagen. Damit kann er/sie dir helfen, das zu erfüllen, was du erleben möchtest.

 

Und noch ein ganz wichtiger Punkt: Ehrlichkeit zu dir selbst zahlt sich aus, auch und vor allem, wenn es um Sex geht.

 

Deine Gefühle, die du im Allgemeinen gegenüber Sex hast und die du im Speziellen gegenüber einzelnen Praktiken und deinen Liebespartnern hast, zeigen sich häufig in deinem Sexleben.

 

Wenn du also im Allgemeinen eher die Kontrolle über alles haben willst, wundere dich nicht, dass du auch beim Sex nicht loslassen kannst. Bist du jemand, der aus sich heraus eher still ist, erwarte nicht, dass du den ganzen Häuserblock durch dein Sexgeschrei in Schutt und Asche legst (kann zwar sein, muss aber nicht). Und hast du Angst vor Nähe, wirst du die Distanz zu deinem Partner auch mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht mit Sex überwinden.

 

Egal, wie dein Sexleben ist, solange DU damit glücklich bist, ist es gut!

 

Weißt du, was deine sexuellen Bedürfnisse sind?

Weißt du, wie du sie erfüllen kannst?

 

In diesem Sinne: Viel Spaß und Gefühl!

Claudia