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Mehr Lust durch besseres Selbstwertgefühl

Selbstwertgefühl und Lust
Photo by Bálint Szabó on Unsplash

Es gibt viele Gründe, keine Lust zu haben. Dazu lohnt es sich sicherlich, einmal einen Überblick-Artikel zu schreiben. In diesem fokussiere ich jedoch einen Grund, der oft vergessen wird: ein geringes oder schwankendes Selbstwertgefühl.

 

Klingt das nicht weit hergeholt? 

Ist auf jedes Problem, Selbstwertgefühl die Antwort?

 

Keine Angst: Nicht alles ist immer mit dem Selbstwertgefühl zu erklären. Und es soll auch keine Ausrede sein. 

 

Selbstwertgefühl ist eine sehr wichtige Variable in unserem Leben. Und oft lässt es sich so ganz nebenbei aufbauen. Manchmal muss man es jedoch auch besprechen, sonst fruchten die guten Tipps alle nicht. Deshalb auch dieser Beitrag.

 


Was Frauen oft sagen, die keine Lust haben

Tatsächlich ist das Selbstwertgefühl nur eine Komponente, die zwischen Ursache (können viele Gründe sein) und Wirkung (keine Lust) vermittelt.

 

Doch schauen wir uns einmal an, welche Aussagen ich in Gesprächen mit meistens Frauen über ihre Unlust herausfinde:

  • "Ich habe keine Zeit, selbst mal Lust zu bekommen."
  • "Ich habe das Gefühl, immer Lust haben zu müssen."
  • "Es ist immer dann, wenn ich müde bin."
  • "Er will immer, dass ich sage, was ich mir wünsche. Das überfordert mich."
  • "Ich habe nie meine Ruhe."
  • "Ich hatte noch nie einen Orgasmus beim Sex."
  • "Ich brauch einfach zu lange."

Und diese Aussagen haben mit dem Selbstwert zu tun? Nicht immer, aber lass mich erklären, wieso ein gutes sexuelles Selbstwertgefühl, Lust fördern kann.

 

Mangelnde Selbstbestimmung und Objektifizierung

Frauen, die gerne mehr Lust hätten, haben oft das Gefühl, immer und überall Objekt der Begierde zu sein - nicht nur in ihren Partnerschaften. Dafür können sie nichts. Denn - man mag es sich vorstellen können oder nicht - Mädchen werden schon recht früh sexualisiert. Das heißt: Ohne ihr absichtliches Dazutun werden Mädchen oft schon als zukünftige Frau betrachtet, deren erotischen "Wert" vor angenommen wird.

 

Das äußert sich manchmal in Floskeln wie:

 

"Die wird mal eine ganz hübsche."

"Die wird mal den Männern die Köpfe verdrehen."
"Die wickelt ihren Vater sicher um ihren Finger."

 

Solche Sätze verstehen Mädchen meist noch nicht, doch sie lernen im Laufe der Zeit, sich selbst auf diese Weise zu bewerten. Das führt sogar soweit, dass sich Frauen selbst objektifizieren. Beispiele für objektifizierende Gedanken sind:

  • "Wenn er meine Cellulite sieht, turnt ihn das sicher ab."
  • "Wieso finde ich es eklig, wenn er meinen Kopf Richtung Schritt drückt?"
  • "Ständig will er nur das Eine."
  • "Wenn ich keinen Sex mit ihm habe, verlässt er mich."
  • "Mit dem Bauch findet mich niemand sexy."
  • "Die bekommt sicher keinen ab, wenn sie sich nicht ein bisschen um sich kümmert."

Du kennst diese Gedanken? Manchmal beschreiben sie einfach die Situation. Wenn sie jedoch ein trauriges Gefühl oder ein Gefühl von "weniger Wert" zu sein in dir auslösen, dann hat das nichts mit der Situation zu tun. Und erst recht nicht mit der Wahrheit.

 

Wieso führen diese Gedanken zu Unlust?

Wenn sich Frauen hauptsächlich als Lustobjekt sehen und als Erfüllerinnen der sexuellen Freuden ihrer Partner, hat jede sexuelle Handlung einen Beigeschmack. Manchmal kann das so weit führen, dass selbst schöner Sex sich schlecht anfühlt. 

 

Die Gründe, wieso das so ist, sind Verkettungen von Handlungen, Reaktionen und Interpretationen.

 

Unterm Strich bleibt dann manchmal der schale Geschmack, Sex nur für den anderen zu tun. Man selbst geht leer aus (auch wenn man einen Orgasmus hat oder es ganz gut war). Klingt nicht logisch. Doch es ist menschlich.

 

Stell dir vor, du liebst es, Bilder zu malen. Das freut auch andere, wenn sie die Bilder sehen. Dann kommt eine Person, die dich ständig bittet, Bilder zu malen - egal, wie es dir geht. Und die Bilder sollen der anderen Person immer gefallen. Und die Erwartung ist, dass du wirklich immer Lust auf das Bildermalen hast. Irgendwann vergisst du, dass dir das Bildermalen aus dir heraus Freude gemacht hat. Dann verlierst du die Lust langsam, aber sicher daran. Noch schlimmer ist es, wenn die andere Person immer Bilder von dir möchte, von denen du noch nicht einmal eine Vorstellung hast oder die dich ekeln.

 

Und da kommt das Selbstwertgefühl ins Spiel.

 

Wobei dir dein Selbstwertgefühl bei deiner Lust hilft

Lass uns auch hier ein bisschen ausholen. Denn das Selbstwertgefühl an sich macht nichts besser. Es wirkt sich aus, in der Art deiner Gedanken und wie du handelst.

 

Zunächst hilft dir dein Selbstwertgefühl dabei, dich nicht mehr als Objekt zu sehen. Du bist eine Person mit Bedürfnissen, Wünschen und Grenzen. Wenn dich jemand begehrenswert findet, ist das absolut toll. Wenn du jedoch keine Lust darauf hast, musst du nicht darauf reagieren. Und wenn du keine Lust darauf hat, wie die andere Person ihr Begehren ausdrückt, dann darfst du herausfinden, was dir besser gefällt und das auch mitteilen.

Das heißt nicht, dass der andere sich dann immer nach dir richten muss. Doch wenn er/sie dich verführen und zum Ausdruck bringen will, dass du begehrenswert bist, lohnt es sich, das so zu tun, dass es als Kompliment bei dir ankommt.

(Nicht umsonst heißt es: Wer f***en will, muss freundlich sein.)

 

Dein Selbstwertgefühl hilft dir auch zu sagen: Ich habe keinen Sex, wenn ich gerade nicht will. Diesen Satz solltest du als bewusste Entscheidung verstehen. Nicht als automatisiertes Verhalten. Denn die meiste Zeit befinden wir uns in einem Graubereich zwischen ja und nein. Du kannst dich nämlich auch bewusst entscheiden, Sex haben zu wollen. Und zu dieser Entscheidung gehört auch zu wählen, wie aktiv du dabei bist. 

 

Dein Selbstwertgefühl hilft dir auch dabei, herauszufinden, was du beim Sex wirklich geil findest. Denn Sex zu haben, um es hinter sich zu bringen, das lohnt sich nicht. Da versteh ich, wenn du keine Lust hast.

 

Und es hilft dir auch zu sagen, wenn dein/e Partner/in dran bleiben soll, weil du einen Orgasmus haben möchtest. Oder ihn dir zu machen, wenn es eben nicht geklappt hat.

 

Es hilft dir auch dabei, wenn du mit deinem/r Partner/in über Sex sprechen möchtest.

 

Und es hilft dir, von dir aus Sex zu wollen, wenn du Lust darauf hast und nicht immer nur passiv auf den anderen zu warten. Denn wer immer nur reagiert, der braucht oft den langen Weg des Abwägens, ob es nun passt oder nicht.

 

Am Ende bleibt mir nur zu sagen, dass es sich lohnt, Sex zu haben, der dir gefällt. Diesen auch einzufordern bzw. zu bekommen, dafür brauchst du Selbstwertgefühl.

 

Wenn du dich um deine Lust kümmern magst, dann schau doch mal auf das Lust-Projekt. Dort geht es rund um die weibliche Lust und wie du als Frau dir deine Lust (zurück) eroberst.